Erfahrungsbericht zur Modell-Kasko

 

Die ersten Gedanken:

Kaskoversicherung für Modellflugzeuge. Das hört sich an, als ob da eine Versicherung zu viel Geld hätte. Glaube ich aber nicht. Dann werden das sicherlich enorm hohe Beiträge sein, die man bezahlen darf, oder.

Aha, die Homepage der SEKURA Versicherungsmakler GmbH gibt Aufschluss: ein Info-Flyer und Tarif-Klauseln stehen zum Download bereit. Erstmal nachlesen. Die Prämie wird nach dem Wert des Modells gestaffelt und wenn man Mitglied in einem Verein, wie z.B. DMFV ist, gibt es sogar noch 30% Minderung der Prämie. Alle Klauseln dieser Versicherung passen auf zwei DIN A4 - Seiten, noch nicht einmal klein geschrieben. Mmmh, das sieht alles so simpel aus - da muss es doch einen Haken geben...? Genau, ich ruf' da einfach mal an.

 

Persönlicher Kontakt:

Ich rufe bei der SEKURA an. Frau Andrea Hafner ist zuständig für die Angelegenheiten der Modell-Kasko. Ich stelle mich vor, sage ihr worum es mir geht. Ein nettes Gespräch findet statt, viele Fragen werden geduldig beantwortet. Zum Schluss bekomme ich noch die Telefonnummer des Sachverständigen, Herrn Horst Streicher. Den rufe ich gleich mal an. Auch er hat Zeit mir meine Fragen zu beantworten. Herr Streicher ist dafür zuständig, bei einem Versicherungswert ab 3.000,- Euro zu klären, ob der Pilot auch geeignet ist, ein solches Modell zu führen und ob das Modell den angegebenen Werten entspricht. Für den Fall der Fälle wird er ebenfalls hinzugezogen.

 

Ich glaub ich mach's:

Ich bin noch immer unsicher. Es hört sich alles so unkompliziert an, einen Haken kann ich nicht finden. Ich bespreche es mit vielen Fliegerkollegen. Das Interesse ist groß, ebenso die Skepsis. Die Meinungen gehen auseinander. Grundsätzlich heißt es: "Warte erstmal ab wenn die bezahlen müssen. Dann wirste schon sehen, wat los is." Stimmt, anders wird man es wohl nicht herausfinden. Ich brauche noch Bedenkzeit. Schließlich würde ich, bei einem Modellwert von knapp 7.000,- Euro, eine Jahresprämie von 485,- Euro bezahlen - und da sind die 30% Vereinsrabatt schon abgezogen.

Am kommenden Samstag ist es soweit: Luftzirkus in Harsewinkel. Ich werde mit meiner neuen Yak 55M hinfahren. Allerdings wird man da sicher mit mehreren Flugzeugen zur gleichen Zeit in der Luft sein. Wer weiß was alles passieren wird. Und wenn ich dann nur über die Versicherung nachgedacht aber sie nicht abgeschlossen hätte...

Ich rufe also am Freitag morgen "noch schnell" bei Frau Hafner an: "Ich möchte jetzt doch eine Versicherung abschließen, bekommen wir das zu morgen hin? Wäre sie auch schon ab morgen gültig?" Alles würde klappen. Ich solle schnell ein paar Bilder mit aktueller Tageszeitung von meiner Yak mit Einbauten machen und ihr per E-Mail senden sowie den ausgefüllten und unterschriebenen Deckungsauftrag per Fax zukommen lassen. Sie kümmert sich dann um den Rest.

Samstag fahre ich ganz früh nach Harsewinkel und bin um 8:30 Uhr dort. Meine Frau ruft mich mittags an und sagt mir, dass ein Brief von SEKURA mit der Bestätigung der Modell-Kasko im Kasten war. Whow, das hat ja toll geklappt. Ab jetzt habe ich eine Vollkasko für meinen Flieger und egal was passiert, egal warum er herunterfällt bin ich zu 90% versichert. Der Flugtag kann kommen.

Warum zu 90%? Weil die generelle Selbstbeteiligung 10% beträgt, bei Diebstahl sogar 25%. Aber was ist das schon, wenn bereits der Baukasten 2.750,- Euro kostet - und der ist ja bei einem Absturz oder Diebstahl zumindest immer fällig.

 

Fliegen mit der Kasko:

Das Modell ist einem nicht egal. Auch die Risikobereitschaft steigt nicht drastisch an. Schließlich hat man so viel Zeit und "Liebe" für den Aufbau investiert. Aber es fliegt sich schon deutlich entspannter...

 

Es ist soweit:

Am 19. September fliege ich tief mit gedrosseltem Motor über den Platz, ziehe hoch und fliege eine tiefe 3-D-Wende. Ziehe voll Höhe und will im Harrier wieder zurück: Der Motor geht beim Versuch wieder Gas zu geben aus und mit einem "Bauchklatscher" kracht die Yak auf den Rasenplatz. Ruhe.

Sofort schießt mir der Gedanke an die Kasko durch den Kopf. Ich fühle mich etwas erleichtert. Ziehe mein Handy aus der Tasche und mache schon beim Hingehen Bilder vom verunfallten Flieger.

Ob schlimm oder nicht kann jeder für sich bewerten - aber die Versicherung ist zum Neuwert abgeschlossen

 

Die Abwicklung mit der Versicherung:

Wie von der Versicherung gewünscht, mache ich viele Bilder noch direkt am Schadensort und diverse Detailaufnahmen nach der Bergung. Den Sonntag verbringe ich mit der Aufschlüsselung des Schadensumfanges und Schadenshöhe. Der Rumpf wurde vielfach geknickt und gestaucht, das Spornfahrwerk ist in das Seitenruder geschlagen, Auspufftöpfe sind verbogen, Motorhaube, Dämpferaufnahme und Propeller gebrochen, der Flachholmsteckung kann man nach so einem harten Aufschlag nicht mehr vertrauen. Entsprechend fülle ich die Schadensanzeige aus.

Am Montag telefoniere ich mit Frau Hafner und bespreche den weiteren Werdegang. Die gemachten Bilder schicke ich ihr per E-Mail und die Anzeige per Fax. Noch am selben Tag ruft mich der  Sachverständige an. Es wird klargestellt: ich bekomme den entstandenen Schaden ersetzt. In meinem Fall eine neue 3-Meter-Yak 55M. Allerdings müssen die Altteile der Versicherung zur Besichtigung übergeben werden. Kein Problem.

Ich nahm aus dem Flieger die Teile heraus, die nicht kaputt waren und wieder verwendet werden konnten. Kein schönes Gefühl... So ein wenig wie Leichenfledderei. Der beschädigte Flieger sollte nicht weiter beschädigt werden und so konnte aufgrund der Größe kein Versand erfolgen. Schon am darauf folgenden Freitag kam ein Fahrer, im Auftrag des Herrn Streicher, vorbei und holte die Sachen ab.

 

Klärungsbedarf:

Wie schon erwähnt, baute ich die wieder zu verwendenden Dinge, wie Tankflaschen, Spornradanlenkung, Edelstahl-Scharnierachsen und Servostecker, aus. Daraufhin schrieb mir Herr Streicher (kopiert aus der E-Mail): "...da verstehe ich nicht dass Sie die Kabel abgezwickt haben und sonstige Kleinteile demontiert haben die fasst keinen Wert haben aber für den Nächsten Besitzer viel mühevolle Arbeit bedeuten um alles wieder in Stand zu setzten". Außerdem will er den von mir einbehaltenen CfK-Motordom in Rechnung stellen, wenn ich ihm den nicht zuschicke. Wir werden sehen...

Hätte ich das vorher gewusst, wären von mir aus auch sämtliche Einbauten im Flieger verblieben und ich hätte, sein Einverständnis vorausgesetzt, auch alle Teile mit der Versicherung abgerechnet. Dass die Maschine einen neuen Besitzer bekommt und nicht im Müll landet, kann ich ja nicht ahnen. Vielleicht sollte man im Vorfeld Klartext reden.

In der laufenden Woche habe ich mit Herrn Streicher die ein oder andere Korrespondenz geführt, die schließlich mit den Worten "Machen Sie sich keine weiteren Gedanken, soweit alles i.O." endete. Na prima.

 

Fazit:

Da ich berufsbedingt viel mit der Abwicklung von Schäden mit Versicherungen zu tun habe, zähle ich mich wohl zu den "Versicherungsgeschädigten" und war entsprechend sensibilisiert und skeptisch.

Um so mehr hat es mich gefreut, dass sämtliche Abwicklungen, vom Vertragsabschluss, über Betreuung, bis hin zum Schaden so unkompliziert gelaufen sind. Die geduldige und freundliche Andrea Hafner gibt sich große Mühe die Bedenken aus der Welt zu schaffen - wie ich finde, mit Erfolg.

Ich bin froh, dass es eine Kaskoversicherung für Modellflugzeuge gibt. Ich werde auf jeden Fall auch für die nächsten Flieger eine Vollkasko abschließen. Sicher ist sicher...